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    Festrede, Wolfgang Schneider


75-jähriges Jubiläum SG Nußloch Tischtennis / 01.10.2023




Abteilungsleiter Hans-Jörg Ott
Wolfgang Schneider
Bürgermeister Joachim Förster
Bezirksvorsitzender Roland Wolff
SG-Vorstand Guido Haag




Fotos: Jürgen Hagmann


Videos Grußworte und Festrede und Bildershow während des Sektempfangs



Videos: Mattis Hagmann


Festrede von Wolfgang Schneider:

75 Jahre Tischtennis in Nußloch

Liebe Anwesende,
in der SG Nußloch haben wir kein Problem mit dem Gendern, denn im Artikel 1 unserer neuen Satzung steht, dass alle Bezeichnungen geschlechtsneutral zu verstehen sind. Also darf ich Sie alle begrüßen, die sie heute zum 75-jährigen Jubiläum unserer Tischtennis-Abteilung gekommen sind. Als Zeichen der Höflichkeit begrüße ich aber ausdrücklich alle anwesenden Damen.
Was ist eigentlich Tischtennis?
Falls Sie einem Tischtennisspieler oder einer Tischtennisspielerin begegnen, passen sie auf. Reizen Sie sie nicht, denn die schlagen zurück. Tischtennis, eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts in England entstandene Ballsportart, ist eine Rückschlagsportart.

Eine Frühform des Tischtennis wurde erstmals 1874 in England gespielt. Wie viele andere Sportarten trat Tischtennis zunächst als gesellige Unterhaltung in Erscheinung. Das Spiel entwickelte sich aus dem "normalen" Tennis und wurde vorwiegend vom englischen Adel im Freien gespielt.

Also merke: Tennis ist für das einfache Volk, Tischtennis etwas für Adlige.
Alsbald benannte man das Spiel in Lawn Tennis (Rasentennis) um. Wegen des berüchtigten englischen Regenwetters verlegte man das Spiel schließlich in die Wohnung und benutzte Tische als Tennisfeld. Eine Schnur diente als "Netz", als Schläger nahm man Federballschläger, Bücher oder Bratpfannen, in Nußloch später auch Vesperbrettchen.

1891 brachte James Gibb von einer Geschäftsreise aus den USA bunte Zelluloid-Bälle mit. Das hatte Folgen: Man hörte die Bälle jetzt laut. Von nun an verdrängte der Begriff "Ping Pong" die Bezeichnung Raumtennis.

Offiziell darf man nicht mehr Ping Pong sagen. Die Bezeichnung "Ping Pong" wurde 1901 vom Spielehersteller Parker Brothers gekauft, als Handelsmarke eingetragen und darf seither bei Wettkämpfen oder im Handel nicht mehr frei verwendet werden. Aber da wir heute weder einen Wettkampf haben noch Handel treiben, interessiert mich das nicht.
In Ungarn fand 1897 die erste nationale Meisterschaft statt, um 1899 gelangte eine vereinfachte Variante nach Japan, nach China, Korea und Hongkong. In China avancierte Tischtennis unter dem offiziellen Namen "Ping Pong Ball" zum unumstrittenen Volkssport Nr. 1 mit mittlerweile über zehn Millionen aktiven Vereinsspielern. Das erste internationale Ping-Pong-Turnier wurde im März 1902 in Wien ausgetragen. Es dauerte drei Tage und wurde - wie die Wiener Wochenzeitung Das interessante Blatt berichtete - besonders von der Damenwelt stark besucht. Also merke: Tischtennisspieler sind attraktive Männer! Nach den Turniervorschriften musste der bespielte Tisch an allen Seiten frei stehen und es durfte über ihm kein Kronleuchter hängen, da dieser - wie in den Spielregeln erläutert wurde - sonst Gefahr laufen würde, vom Ball getroffen zu werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich die modische Freizeitbeschäftigung Ping-Pong zum Wettkampf-sport Tischtennis. Der Wettbewerbsschwerpunkt verlagerte sich auf Mittel- und Osteuropa. Bis in die 1950er Jahre galt Tischtennis in Europa und den USA als "jüdischer Sport", da jüdische Funktionäre und Spieler maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung und Verbreitung des wettkampforientierten Tischtennissports hatten. Wohl aufgrund der zu erwartenden Niederlagen deutscher gegen jüdische Spieler durften die deutschen Herren 1934 nicht an der Tischtennis-WM teilnehmen. Man befürchtete, dass sich die "überlegene nordische Rasse" gegen "minderwertige Völker" blamieren könnte. Auch 1935 verzichtete man auf eine Teilnahme der Herrenmannschaft aus Protest dagegen, dass Irland, Nordirland und Wales mit jeweils eigenen Mannschaften antraten. Erst 1936 entsandte man wieder ein Herrenteam, um für die bevorstehenden Olympischen Sommerspiele in Berlin zu werben.
Ab 1952 wurden japanische Spieler für einige Jahre führend. Sie entwickelten den Penholder-Griff, bei dem der Schläger zwischen Zeigefinger und Daumen gehalten wird. Zudem beklebten die Japaner ihre Schläger mit dicken Schaumstoffmatten, die das Spiel erheblich schneller machten und erfanden darauf basierend den Topspin. Innerhalb Asiens verschob sich ab 1959 die Vorherrschaft von Japan nach China, das seitdem die international dominierende Tischtennisnation ist. Besonders auffallend ist die asiatische Dominanz bei den Frauen: Im Damen-Einzel kommen seit 1956 ausnahmslos alle Weltmeisterinnen aus den asiatischen Staaten China, Japan sowie Nord- und Südkorea.

Werfen wir einen Blick auf den Tischtennis-Sport in Nußloch.
Schon im Jahre 1947 trafen sich viele Nußlocher, darunter auch Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft des Zweiten Weltkriegs, zum Tischtennisspielen im Gasthaus zur Pfalz. Eine Tischtennisplatte war allerdings noch nicht vorhanden, doch genügten zunächst vier große Biertische, um untereinander spielen zu können. Eine Interessengruppe spendete im Jahr 1948, unmittelbar nach der Währungsreform, vom sogenannten Kopfgeld gemeinsam so viel Geld, dass eine Tischtennisplatte im rohen Zustand gekauft werden konnte. Durch Eigenarbeit gelang eine schnelle Fertigstellung derselben.
Am 1.10.1948, genau heute vor 75 Jahren, war es dann so weit. In einer gut besuchten Versammlung wurde beschlossen, eine Abteilung Tischtennis ins Leben zu rufen, die sich der Sportgemeinde 1887 Nußloch e.V. und dem Badischen Tischtennisverband anschloss. Zum Abteilungsleiter wurde Rudi Rensch einstimmig gewählt, der bis 1952 blieb und dann von Karlheinz Schneider und Heinrich Linden abgelöst wurde.

Erfolge stellten sich in der Tischtennis-Abteilung sehr bald ein.
Im Spieljahr 1950/51 griff die erste Herrenmannschaft erstmals in die Verbandsrunde des Kreises Heidelberg ein und konnte auf Anhieb die Kreisklassen-Meisterschaft erringen und somit in die Bezirksklasse aufsteigen. In der Verbandsrunde 72/73, sowie 79/80 wurde die erste Jugendmannschaft Staffelmeister. Die relativ junge Schülermannschaft wurde 1982 ungeschlagen Meister. Gekrönt wurde dieser Erfolg vom Meistertitel der ersten Jugend in der Runde 82/83. Die folgenden Aufstiegsspiele wurden mit Erfolg bestritten und somit war die Nußlocher Jugendmannschaft erstmalig in der Bezirksliga spielberechtigt.
Nach Jahren mittlerer und mäßiger Erfolge hatte sich 1969 eine 1. Herrenmannschaft herausgebildet, die im selben Jahr den Aufstieg in die Bezirksklasse (später Bezirksliga) schaffte. Wenn man die Aufstellung liest, erkennen die Fachleute etliche Tischtennislegenden (Klaus Ott, Dr. Gerhard Kretz, Werner Albrecht, Frieder Spieß, Helmut Stephan und Horst Kapitzke).

2002 konnte erstmalig der Kreisklassenpokal A gewonnen werden. Dies wurde im Jahr 2010 durch den Gewinn des Kreispokal C, den Gewinn des Regionspokals Mannheim/Heidelberg und den Gewinn des Verbandpokales des Badischen Tischtennisverbandes getoppt. Damit war erstmalig eine Nußlocher Mannschaft bei den Deutschen Pokalmeisterschaften in Brühl bei Köln spielberechtigt. Eine Besonderheit sei hier erwähnt: Seit 1958, also in 65 Jahren, hat es nur 4 Abteilungsleiter gegeben: Ehrenabteilungsleiter Horst Kapitzke bis 1977, dann bis 1982 meine Wenigkeit, bis 1988 Klaus Ott, der dann im März 1988 von seinem Sohn Hans-Jörg abgelöst wurde, der damit mit 35 Jahren Amtszeit der am längsten amtierende Abteilungsleiter der gesamten SG Nußloch ist.
Interessant ist auch ein Blick auf die verschiedenen Trainingsmöglichkeiten der Abteilung. Begonnen hatte alles, wie schon erwähnt, im Gasthaus "Zur Pfalz". Nach der Einweihung der Turn- und Festhalle 1966 spielte man in 2 sehr beengten Räumen im Keller.
Der nächste Schritt war 1969 der Umzug in das Dachgeschoss der Lindenschule in der Hauptstraße. Hier konnte man an 6 Tischen spielen. Leider verlor 1994 die Tischtennisabteilung diesen Trainingsraum und musste in die Turnhalle der Lindenschule umziehen.
Im Jahr 2001 stand wegen des Abrisses der alten Lindenschule ein weiterer Umzug der Tischtennisabteilung in die Festhalle Nußloch an.
Leider gab es dort viele Trainingsausfälle wegen der Veranstaltungen in der Festhalle, deshalb war man sehr froh, dass dank der Unterstützung v.a. eines Gemeinderats Trainingsmöglichkeiten in der neuen Olympiahalle 2 geschaffen wurden, die man dann nach der Einweihung im September 2010 nutzen konnte.

Schon Horst Kapitzke hatte damit begonnen, Ortsmeisterschaften im Tischtennis durchzuführen, um die Popularität des Tischtennissports in Nußloch zu verstärken. Am 13. Juli 1958 startete das erste Tischtennisturnier für Nußlocher Vereine und Clubs. Sieger war übrigens die Viktoria. Der Zuspruch war sehr groß und es wurden immer wieder Talente entdeckt, die später der Abteilung beitraten. Das bekannteste Beispiel eines Siegers von Ortsmeisterschaften war unser unvergessener Klaus Ott, Sieger der ersten Ortsmeisterschaften 1958, der Meister des Zeitspiels, der keine modernen Schläger benötigte, ein Holzbrett tat es auch. Umso mehr freue ich mich, dass es dieses Jahr eine Neuauflage der Ortsmeisterschaften gegeben hat, ein Lob und Kompliment für die Jungen unserer Abteilung, die diese organisiert haben.

Eine weitere herausragende Sache ist die Teilnahme der Tischtennisspieler bei Jahreshauptversammlungen ihrer Abteilung. Obwohl es die mit Abstand kleinste Abteilung ist, ist die absolute Teilnehmerzahl mit Abstand am höchsten. Daran können sich alle anderen Abteilungen eine Scheibe abschneiden. Und es liegt nicht nur an der tollen Verpflegung, die uns Brigitte Ott immer wieder kredenzt, der Zusammenhalt ist sehr groß. Das zeigt sich auch immer bei verschiedensten geselligen Events, seien es gemeinsame Essen, Weinproben oder dergleichen.

Ein früheres Highlight waren die legendären Fahrten ins Kleine Walsertal. Das Starzelhaus könnte vieles erzählen. Sprüche geistern immer noch herum: "Das ist mein Haus!", "Wem sieht denn die Tochter gleich?", "Wieviel Musebrot hat der heute gegessen". Und dann wurde an den Abenden viel gesungen und gespielt. Schmuggeln z.B. Da war so mancher fertig!
Dort habe ich auch die ersten Schiller'schen Balladen von Klaus Ott gehört. "Nestor jetzt der alte Zecher…."
Interessant ist, dass heute gegenüber des Starzelhauses eine Pension Ott steht. Die Otts sind halt überall...
Eine weitere Besonderheit in der Tischtennis-Abteilung, die aber auch in Teilen typisch ist für andere Abteilungen, ist die langjährige Zugehörigkeit, nicht nur bei den Mannschaften, auch bei den verantwortlichen Posten innerhalb der Abteilung.
Hans-Jörg Ott habe ich schon erwähnt, mit ihm nennen muss man auch seinen Stellvertreter Wolfram Weber, der nie in die Öffentlichkeit drängt, aber im Hintergrund sehr viel macht. Und dann gibt es in der Abteilung auch den Kassier, der am längsten in der SG im Amt war, unser Bernhard Fertig, der schon zu meiner Zeit in den 70er Jahren TT-Kassier war und erst vor wenigen Jahren den Platz für einen Jüngeren geräumt hat. Und dass Tischtennisspieler bis ins hohe Alter noch aktiv sein können, muss ich hier niemandem sagen.
In den 75 Jahren brauchte man immer wieder Unterstützung, die die Abteilung aber bekommen hat. Ein Dank geht deshalb an alle Bürgermeister in dieser Zeit, besonders an den amtierenden, Joachim Förster, der zwar Handballer war, aber nach seinem vollständigen Auskurieren seiner Schulter sich sicher einem Schaukampf mit unserer Ute stellt, den Gemeinderäten und der Gemeindeverwaltung, besonders den Hallenwarten und allen Sponsoren, die für uns da waren. Besonders erwähnen möchte ich hier die Sparkasse Heidelberg, die uns regelmäßig unterstützt hat. Dem Beispiel dürfen gerne weitere folgen. Ich bedanke mich bei allen, die ich vergessen habe.

Zum Schluss meiner Ausführungen gebietet es sich aber, dass wir uns an die erinnern, die nicht mehr unter uns weilen. Sie alle waren ein wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte der Tischtennis-Abteilung. Namentlich erwähnen möchte ich Eric Stephan, Gerd Stachel, Bernd Weber, Fritz-Wolfgang Wittmann, Klaus Ott und Helmut Stephan. Ich bitte sie um einige Momente der Stille.

Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Morgen und der Abteilung alles Gute und viele sportliche Erfolge in der Zukunft.